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Dioden

Dioden kann man grob in mehrere Familien einteilen (Silizium, Schottky, Zener, Germanium). Innerhalb dieser Familien ist der genaue Typ nur sehr selten wichtig. Man nimmt jeweils den Typ, der gerade in der Schublade ist. Es lohnt sich, alle Dioden auf der Platine gleich orientiert zu plazieren. Das vermeidet Fehler und erleichtert die Kontrolle.

Eine leicht zu übersehende Eigenschaft von Dioden ist die “Erholungszeit”. Das ist die Zeit, die die Diode braucht, um leitend zu werden, nachdem sie im Sperr-Betrieb war. Für Standard-Dioden-Dioden liegt diese Verzögerung in der Größenordnung von 1 µs. Dadurch werden die Dioden für viele Anwendungen ab etwa 500 kHz im wesentlichen unbrauchbar. In umgekehrter Richtung, also von leitend zu sperrend sind Dioden im allgemeinen deutlich schneller.

Universal-Silizium (DUS)

Schottky

Der Spannungsabfall von Schottky-Diode liegt mit deutlich niedriger als der von normalen PN-Übergängen in Silizium. Je nach Temperatur und Strom liegt die Spannung zwischen 0.1 und 0.5 V. Außerdem reagieren sie recht schnell. Deswegen eignen sie sich besonders gut als Freilaufdiode, um gefährdete Halbleiter zu schützen.

Zener

Zener-Dioden werden in Sperrichtung jenseits einer bestimmten Spannung leitend. In Durchlassrichtung verhalten sich Zenerdioden wie normale Dioden. Der Knick zwischen sperrend und leitend ist um so schärfer, je höher die Zener-Spanung liegt.

Mit sehr wenig Leckstrom

Manchmal ist es wichtig, dass in Sperrrichtung wirklich sehr wenig Strom durch eine Diode fließt – etwa, wenn die Ladung eines Kondensators längere Zeit gehalten werden soll. Manche Dioden sind in dieser Hinsicht sehr viel besser geeignet als eine Standard-DUS.

Transistoren als bessere Diode

Wenn die Anwendung nach einer möglichst ideale Diode mit möglichst verschwindendem Leckstrom verlangt, haben JFETs und manche bipolaren Transistoren die besseren Karten als “echte” Dioden. Die üblichen Silizium-Dioden lassen bei Raumtemperatur etwa 5 µA in Sperrrichtung durch. Das steigt bei 100 °C auf immerhin 500 µA an. Der PN-Übergang zwischen Basis und Kollektor bei den meisten bipolaren Kleinsignal-Transistoren liegt dagegen bei 5 nA bei Raumtemperatur.

Bei JFETs liegt zwischen Gate und Source ebenfalls ein PN-Übergang. Der lässt bei vielen Modellen einen Leckstrom von 1 nA durch. Bei dem auf besonders niedrigen Leckstrom optimierten Modell 2N4117 sind es sogar nur 0.1 pA. Leider wird dieser spezielle Transistor nicht mehr hergestellt und man bezahlt für Einzelstücke aus Restbeständen Seltenheitspreise von 7 EUR und mehr. Die nächste Annäherung aus laufender Produktion ist der JFET MMBF4117, bei dem immerhin nur 2 pA Leckstrom im Datenblatt angegeben sind.

Der NPN-Transistor 2N3904 wird ebenfalls zum Einsatz als Diode mit besonders geringem Leckstrom empfohlen. Da bei ihm der PN-Übergang kleiner als bei regulären Dioden ist, ist er für hohe Frequenzen (> 100 kHz) die bessere Wahl. Ansonsten ist es ein recht populärer Klassiker, der von mehreren Herstellern angeboten wird. In der englischen Wikipedia gibt es zu diesem Transistor einen eigenen Artikel.

MOSFET als Leistungsdiode

Leistungs-MOSFETs haben aus technischen Gründen grundsätzlich einen PN-Übergang zwischen Drain und Source. Das ist die Body-Diode. Viele MOSFETs haben außerdem eine Bauform, die Abwärme gut an einen Kühlkörper abgeben kann. Dadurch hält die Body-Diode recht viel Strom aus. Wenn besonders viel Strom gleichgerichtet werden soll, lohnt sich eventuell ein Blick ins Fach mit den Leistungs-MOSFETS.

Transient Votage Suppressor (TVS)

TVS-Dioden sind speziall dafür optimiert schnell, viel Strom ableiten zu können, damit dahinter geschaltete Geräte keine Überspannung zu sehen bekommen. Sie sind das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, empfindliche Eingänge gegen elektrostatische Angriff zu schützen. Es gibt sie in unidirektionaler (gepolter) und bidirektionaler Version. Die unidirektionalen TVS-Dioden verhalten sich in Vorwärtsrichtung wie normale Silizium-Dioden. Das heißt, sie werden bei etwa 0.7 V leitend. Bidirektionale TVS-Dioden halten in beide Richtungen ihre Nennspannung.

Nahezu ideale Dioden

Ein PN-Übergang benötigt bei Silizium ungefähr 0.7 V in Durchlassrichtung, um leitend zu werden. Bei einem Schottky-Kontakt sind es zwar weniger, aber auch immer noch etwa 300 mV. Das kann in manchen Anwendungen unerwünschte Nebenwirkungen haben. Unter anderem wird an dieser Stelle Energie in Wärme umgesetzt, ohne dass sich dadurch einen erkennbarer Nutzen ergibt.

Ein MOSFET als Diodenersatz

Der Leitungskanal eines MOSFET zeigt nahezu keinen festen Spannungsabfall. Im voll durchgeschalteten Zustand kann sein Widerstand sehr klein sein. Im voll abgeschalteten Zustand ist sein Widerstand dagegen beliebig hoch. Eine Schaltung, die die anliegenden Spannung misst und abhängig vom Ergebnis einen MOSFET schaltet, kann auf diese Weise eine “ideale Diode” bilden.

eine einfache "ideale Diode" Im einfachsten Fall wird die Spannung des Signals, das blockiert, oder durchgelassen werden soll, zur Ansteuerung des MOSFETs genutzt. Mit einer Z-Diode, die den Transistor vor Überspannung schützt, ergeben sich die Schaltbilder in der Abbildung rechts. Anders als eine normale Diode wird hier die Masse als Bezugspotential benötigt. Damit ist diese Schaltung zwar “ideal” in dem Sinn, dass an ihr nahezu keine Spannung abfällt. Das durchgeleitete Signal muss jedoch gegenüber Masse eine Spannung aufweisen, die den MOSFET weitgehend durchschaltet. Diese Kombination hat dennoch eine Anwendung. Sie eignet sich, um wie eine Diode eine Versorgungsleitung eines Geräts gegen Verpolung zu schützen. Der Vorteil besteht dabei darin, dass weniger Spannung am Transistor als an einer Diode abfällt.

Integrierte Ideale

Ideale Dioden sind auch als integrierte Bauteile erhältlich. Wobei diese Produkte meist auf den Einsatz in der Energieversorgung von digitalen Geräten ausgerichtet sind. Sie werden unter Bezeichnung “Hot-Swap-Controller” angeboten. Damit sind Vorkehrungen gemeint, die es erlauben, Geräte ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen an verschiedene Energiequellen anzuschließen – etwa USB, oder Akku. Häufig sind diese Komponenten mit Zusatzfunktionen ausgestattet, die in diesem Anwendungsfeld nützlich sind. Dieser Produktbereich ist durch viele Spezialkomponenten bestimmt. Was für eine Anwendung genau passt, kann bei der nächsten schon wieder völlig ungeeignet sein.

Ein Beispiel ist LTC4411. Dieses Bauteil nimmt mit der Bauform SOT23-5 wenig Raum auf der Leiterplatte ein und kann immerhin 2.6 A in durchleiten. Wobei bis 0.5 A der Spannungsabfall unter 0.1 Ω bleibt. Der Einsatz ist allerdings auf die im digitalen Bereich üblichen Betriebsspannungen zwischen +2.6 V und +5.5 V beschränkt. Anders als bei “echten” Dioden ist ein Einsatz für negative Spannungen nicht möglich. Außerdem kann der Preis von etwa 5 € einschließlich Mehrwertsteuer bei Kleinmengen ein Argument gegen den Einsatz sein.